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THEMA: Just me and the WSOP - Vegas V13

Just me and the WSOP - Vegas V13 27 Jun 2022 07:43 #179627

Autsch !!!
Straight Flush vs. Quads 10
Aber aus der Nummer mit Quads kommt kein Poker Spieler raus. Da geht immer alles rein.
Was gab es beim Cash Out ?

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Just me and the WSOP - Vegas V13 27 Jun 2022 13:30 #179633

Tag 4 – Freitag, 10.06.2022

Eigentlich war ja geplant, dass ich heute etwas länger im Bett bleibe und dementsprechend gut erholt und ausgeschlafen in einen hoffentlich langen Pokertag starte. Mein Körper hat da allerdings andere Ideen. Bereits um 4.30 Uhr bin ich hellwach. Ich versuche zwar mit aller Macht wieder einzuschlafen, aber um fünf werfe ich das Handtuch und stehe auf.

Nun weiss ich ehrlich gesagt nicht so recht, was ich mit mir anfangen soll. Auf Zocken habe ich noch keine Lust und Frühstück gibt es um diese Zeit längst noch nicht überall. Ich gehe etwas planlos runter ins Casino und rufe meine Freundin an. Da ich noch reichlich Zeit habe und die Dame am anderen Ende der Leitung von Natur aus sehr neugierig ist, mache ich mit ihr eine virtuelle Hotel- und Casinotour durchs Flamingo. Da wir gerade so schön im Flow sind und ich ihr auch noch ein etwas gehobeneres Hotel zeigen möchte, geht es nach einer kurzen Unterbrechung im Caesars weiter. :cheer:

So vergehen fast 1.5 Stunden und langsam meldet sich doch der Hunger bei mir. Also mache ich mich auf zu Denny’s, wo ich mir Bananen-Pancakes, Hashbrowns, zwei Spiegeleier und einen Erdbeer-Milkshake genehmige. Frisch gestärkt geht es weiter ins Harrah’s um die Spendierfreudigkeit der Videopoker Automaten zu testen. Und tatsächlich, nebst meinem Standard-Getränk kann ich einen Gewinn von 50$ verbuchen. B)

Da das Bett in meinem Hotelzimmer deutlich weicher ist, als ich dies von zu Hause gewöhnt bin und dazu meine Körperhaltung an den Pokertischen und auch beim Automatenspiel nicht gerade die ergenomischste ist, spühre ich ein gewisses unagenehmes Ziehen im Rücken. Aber diesem kleinen Problem lässt sich zum Glück Abhilfe schaffen. Zurück im Flamingo lasse ich mich von einem älteren asiatischen Gentleman mit kleinen, aber kräftigen Händen 15 Minuten ordentlich durchkneten. Das reicht bereits aus, um die kleine Blockade zu lösen und mich deutlich besser zu fühlen.

Nun geht es zurück ins Zimmer, wo eine erfrischende Dusche auf mich wartet. Die letzte Stunde vor Turnierbeginn nutze ich um noch etwas Theorie zu studieren und meine müden Beine auszuruhen. Da ich nicht wieder bloss zu viert am Tisch starten möchte, lasse ich mir absichtlich etwas mehr Zeit und nehme meinen Platz erst 20 Minuten nach Turnierbeginn ein.

Welches Turnier ich heute spiele habe ich in diesem Bericht schon zu Genüge erwähnt. Dennoch möchte ich es nicht unterlassen, vor dem Start noch ein paar grundlegende Informationen mit euch zu teilen: Vom 1500$ Buy-In habe ich insgesamt 33% für 540$ an an 4 Kumpels und meine Freundin verkauft. Wer nachgerechnet hat, wird feststellen, dass 33% von 1500 lediglich 500 entsprechen. Allerdings habe ich mir die Freiheit genommen, einen kleinen Mark-Up als Unkostenbeitrag zu nehmen. Somit beträgt mein eigenes Investment für dieses Turnier 960$.

Der Turnierstart war für 10am angesetzt und jeder Spieler beginnt mit einem Startstack von 50'000 Chips bei einem ersten Blindlevel von 100/200/200 (Small Blind / Big Blind / Big Blind Ante). Somit erhält man für sein Buy-In nicht weniger als 250 Big Blinds. Die Blind Levels betragen durchgehend 60 Minuten. Am ersten Turniertag werden insgesamt 11 Levels gespielt. Alle zwei Stunden haben die Spieler 20 Minunten Pause. Und nach Level 8 gibt es eine 75-minütige Dinnerbreak, um für die letzten drei Levels nochmals Energie tanken zu können.

Da ich mich in den letzten Wochen gut vorbereitet habe, ich dieses Turnier 2018 schon einmal erfolgreich gespielt habe und das erste Turnier in diesem Jahr auch nicht schlecht verlief, bin ich alles in allem sehr zuversichtlich und freue mich auf die nächsten Stunden. :woohoo:

Mein Tisch ist grundsätzlich sehr angenehm. Die meisten Spieler sind Amateure so wie ich und das Spielniveau ist nicht schlecht, aber überschaubar. Ich mache mir keine Sorgen, dass ich bei diesem Tabledraw nicht werde mithalten können. Die Zusammensetzung ist sowohl bezüglich Alter wie auch Herkunft gut durchmischt. So hat es nebst ein paar Amis je ein Spieler aus Mexiko, England, Deutschland und natürlich aus der Schweiz. ;)

Der Deutsche Spieler ist nebst seinem Akzent vor allem an seinem FCK-Schal zu erkennen, den er um den Hals trägt. Da ich mich selber sehr für Fussball interessiere und ich vor ein paar Wochen beide Relegationsspiele live am TV geschaut habe, entsteht hierzu eine rege Diskussion. Witzigerweise stammt der junge Herr zwar ursprünglich aus der Pfalz, lebt und arbeitet jetzt aber seit einigen Jahren ausgerechnet in Mannheim. Nicht gerade der Ort, wo seine Farben gerne gesehen werden. Nebst seinem Fussballsachverstand spielt er auch sehr gutes Poker. Er hat ein ausgezeichnetes Gespür für die Situationen und dank Unterstützung einiger schöner Hände, hat er seinen Stack bis zur ersten Pause schon fast verdoppelt.

Ich für meinen Teil lasse es zu Beginn wie gewohnt ruhig angehen. Ich gewinne zwar gleich die allererste Hand die ich ausgeteilt bekomme, spiele in der Folge aber nur wenige, ausgewählte Hände. Ich gewinne zwei, drei kleine Potts, verliere aber auch ein paar, so beispielsweise mit 99 und TT, aber alles noch im grünen Bereich. Zur ersten Pause lasse ich einen Stack von 44.9K am Tisch zurück.

Auch während den zweiten zwei Stunden passiert nicht wahnsinnig viel spannendes. Die meisten meiner Hände gehen umgehend zurück zum Absender. Leider verliere ich ein paar Chips mit AK und erneut TT, kann dafür mit QQ einen schönen Pott gewinnen. Allerdings ist dies auch die erste Hand, welche ich nicht ganz ideal spiele. Auf ein Jack-hoch Board spiele ich sowohl den Flop wie auch den Turn an, checke aber den River in first Position was zu eine check behind von meinem älteren Kontrahenten führt. Er zeigt KJ und ich gewinne zwar den Pott, muss mich allerdings ärgern, hier Value verpasst zu haben. Besagter Spieler zeigt sich in der Folge sehr sticky, was bedeutet, dass er nur sehr ungerne eine Hand loslässt, inbesondere, wenn er getroffen hat.

Die für mich lukrativste Hand in dieser Phase ist ein Defend im Big Blind mit 65suited. Nachdem unser FCK-Fan in früher Position erhöt und zwei Spieler vor mir seinen Raise bezahlen, bekomme ich die richtigen Pott-Odds mit meiner spekulativen Hand. Auf dem Flop treffe ich mit der 6 das mittlere Paar und checke. Vom Deutschen kommt eine Standard-C-Bet, welche von einem der beiden anderen Spieler gecallt wird, während der dritte foldet. Da ich wiederum den richtigen Preis bekomme, schaue mir noch eine Karte an, weiss aber dass ich meine Hand, sollte sie sich auf dem Turn nicht verbessern, gegen eine weitere Bet aufgeben werde. Allerdings mache ich mit der 5 ein Two-Pair und kann die Hand nun mit einem deutlich besseren Gefühlt weiterspielen. Wiederum spielt der usrpüngliche Raiser an, während der Spieler in der Mitte nun auch foldet. Ich calle und so sind wir für den River noch zu zweit. Dieser bringt eine weitere 6 und komplettiert mein Full-House. Ich nehme mir ein paar Sekunden um mir die richtige Bet-Size zu überlegen und entscheide mich für ca. 2/3-Pott. Diese werden relativ schnell bezahlt. Dieses Mal habe ich keine Value verpasst und die Hand ziemlich nahe am Optimum gespielt.

In der Folge wird es wieder ruhiger bei mir und zur zweiten Pause beträgt mein Chip-Stack 58.7K. Da ich alles in allem nur sehr wenige Hände spiele, bleibt mir mehr Zeit meine Gegner zu beobachten und auch den einen oder anderen Schwatz zu halten. Alles in allem ist die Stimmung sehr locker und angenehm. Zu meiner Rechten sitzt ein ältere Mexikaner, mit dem ich mich sehr angeregt unterhalte. Ein wirklich sympatischer Typ.

Leider kann ich abgesehen von der guten Stimmung in den nächsten Stunden nicht viel Positives berichten. Ich bin ziemlich handtot und ausser das ich immer schön brav meine Blinds und Antes zahle, passiert so gut wie gar nichts. Die einzige nennenswerte Hand ist KJ mit der ich in später Position eröffnen kann. Die beiden Spieler in den Blinds verteidigen und wir gehen zu Dritt zum Flop. Dieser kommt mit J-hoch ziemlich gut für mich und nachdem beide zu mir hin checken, kommt die obligate C-Bet. Der gleiche Herr, gegen denn ich mit QQ vs. KJ gewonnen habe bezahlt, der andere foldet. Der Turn ist belanglos und wieder läuft es nach dem Muster Check-Bet-Call. Der River ist eine 10 und plötzlich spielt mein Gegener von vorne an. Ich bin etwas verwirrt. Die 10 kompletiert weder eine Strasse noch einen Flush. Leider denke ich die Hand nicht ganz zu Ende, bezahle und er zeigt mir JT. Er hat also auf dem River sein Two-Pair getroffen. Einerseits etwas unglücklich für mich, andererseits hätte ich die Hand besser analysieren sollen. So wäre ich vielleicht günstiger davon gekommen. Auf jeden Fall hat mich diese eine Hand 15K gekostet, was bedeutet, dass ich mit einem Stack von 35.2K in die dritte Pause gehe.

Liefen die letzen beiden Levels schon ziemlich bescheiden, sind die nächsten beiden noch schlimmer. Ich habe praktisch keine spielbaren Hände mehr. Immerhin kann ich in den Position zwei-, dreimal die Blinds und Antes stehlen. Dies hilft insbesondere dabei, trotz Flaute das gute Gefühl aufrecht zu erhalten. So plätschtert für mich das Spiel so dahin, bis zu allerletzen Hand vor der Dinnerbreak. Da die meisten mit ihren Gedanken schon in der Pause und beim Essen sind, wird vor mir relativ schnell gfoldet. Ich bin im Smallblind und schaue auf AQ. Natürlich wird diese Hand erhöht und derselbe ältere Herr verteidigt seinen Bigblind. Der Flop bringt gar nichts er checkt zu mir hin. Ich versuche die Hand gleich hier zu beenden und spiele knapp 50% Pott an, was ziemlich schnell bezahlt wird. Dies lässt im Normalfall auf einen kleinen Treffer (z.B. mittleres Paar) oder einen Straight-Draw (auf dem Board wäre ein Gutshot möglich) schliessen. Der Turn bringt dann eine Dame und wieder checkt er. Da ich nun Toppair mit Top-Kicker habe, erhöhe ich die Betsize auf ca. 60% Pott. Auch diese Bet wird sehr zügig bezahlt. Der River bringt eine Zehn und der Ablauf wiederholt sich abermals. Er checkt und ich spiele nochmals gut 40% vom Pott an. Er called sofort und zeigt triumphierend QT. Wieder hat er mich mit der Zehn auf dem River für ein Two-Pair erwischt. Dieses Mal bin allerdings noch erstaunter als bei der letzten Hand gegen diesen Spieler. Einen Float mit Q10 auf diesem unkoordinierten Board hatte ich definitiv nicht auf dem Radar. :huh:

Um noch etwas Salz in die Wunde zu streuen, sagt er nach der Hand, dass er hier wohl Value verpasst habe und ich mich glücklich schätzen sollte, dass ich noch im Turnier bin. Nun ja, wenn man mit River-Luck einen 60K Pott gewinnt, dann sollte man einfach die Chips nehmen und die Fresse halten. Nach diesem grossen Hit beträgt mein Stack gerade mal noch 16K und nach der Dinnerbreak geht es mit Blinds 1000/1500/1500 weiter. Die Situation ist umso ärgerlicher, weil ich jetzt 75 Minuten Zeit habe, mich über diese Hand zu nerven und mich zu fragen, was hätte sein können. :pinch:

Entsprechend schlecht gelaunt mache ich mich auf den Weg zurück ins Flamingo. Ich möchte die Pause in meinem Zimmer verbringen, weit weg von den Pokertischen und sonstiger Ablenkung. Ich hole mir einen grossen Früchtejogurt und eine Banane und ziehe mich für eine gute Stunde zurück.

Wieder am Tisch geht es gleich richtig ab. In der allerersten Hand nach der Pause erhöht der Engländer vor mir auf 3500. Ich sitze am Button, betrachte meine Karten und sehe zwei Jungs. Selbstständlich gehen meine mir verbliebenen 16K in die Mitte. Alle Spieler folden hin zum ursprünglichen Raiser, dieser bezahlt mein All-In und zeigt mir ein paar Siebner. Ich habe also gute Chancen, gleich nach der Pause meinen Stack zu verdoppeln. Im Flop kommt zwar eine Sieben, allerdings begleitet von einem Jack. Turn und River kommern trocken runter und so habe ich immerhin wieder 36K oder 22 Big Blinds.

Diese erste Hand nach dem Essen war sogleich auch die letzte an unserem Tisch. Ein Floorman teilt uns mit, dass der Tisch aufgelöst wird und vereilt die neuen Platzkarten. Wir werden darüber informiert, dass das Turnier für uns im Ballys weitergehen wird. Im Gänsemarsch watscheln wir der Aufsichtsperson nach. FCK und ich nutzen die Zeit, uns noch etwas über die vergangenen Stunden auszutauschen und uns für den weiteren Verlauf viel Glück zu wünschen.

Im Ballys angekommen nehme ich meinen neuen Platz ein und muss wenig überrascht fesstellen, dass ich hinter dem kleinsten Chip-Stack am Tisch sitze. Die ersten 25 Minunten bin ich lediglich damit beschäftigt, die anderen Spielern dabei zu beobachten, wie sie die Spielchips untereinander verschieben. Als ich am Button sitze, alle Spieler zu mir hin folden und ich A3off bekomme, ist der Fall für mich klar. Ich bin zwar am unteren Ende meiner Shoving-Range, allerdings ist in diesem Spot mit weniger als 20 Bigblinds jedes Ass ein Standard-Push. Der Spieler im Smallblind called mein All-In realtiv schnell, während der Spieler im Bigblind, der von uns dreien mit Abstand am meisten Chips hat, selber auch noch alles reinstellt. Der Smallblind bezahlt auch dieses All-In und somit ist nun auch sein Turnierleben at Risk.

Ich kann mir schon denken, dass meine Chance im Turnier zu verbleiben, gegen zwei Spieler ziemlich klein sein werden. Letzlich habe ich zwar die klar schwächste Hand von uns dreien, aber es hätte noch schlimmer kommen können. Der Smallblind zeigt QQ und der Bigblind 44. Mein Ass ist also ziemlich lebendig und ich habe drei klare Outs um den Pott zu gewinnen und meinen Stack auf über 100K zu verdreifachen.

Und tatsächlich wird im Flop ein Ass aufgedeckt. Ich möchte mich innerlich schon freuen, als mir auffällt, dass neben besagten Ass eine vier liegt. Der Bigstack hat also mit seinem kleinen Pocket ein Set getroffen. Turn und River bleiben uninteressant und so kann der Spieler im Bigblind gleich zwei Kontrahenten eliminieren. Sehr schade, hätte der Spieler im Smallblind die Hand etwas weniger risikoreich gespielt und das in dieser Situation übliche Standardplay in Form eines Re-Shoves gemacht, dann hätte der Spieler im BB wohl ziemlich sicher gefoldet und ich hätte letztlich den Pott gewonnen und der SB wäre immerhin noch im Turnier verblieben. Allerdings muss man auch sagen, dass sein Trap-Play vor dem Flop perfekt aufgegangen ist. Er bekommt den Spieler im BB mit der klar schwächeren Hand in den Pott, hat einfach Pech, dass dieser gegen ihn seinen Zweiouter trifft. :pinch:

Sei es wie es ist. Das Turnier ist für mich nach ziemlich genau 9 Levels zu Ende. Alles in allem kann ich mir nicht sehr viel vorwerfen. Die eine oder andere Hand hätte ich auf jeden Fall besser spielen können, aber grundsätzlich war es ganz ok. Ein bischen mehr Glück, oder ein, zwei weniger unglückliche Riverkarten und es könnte ganz anders aussehen. Aber so ist es oftmals beim Pokern. Ein, zwei Schlüsselhände, die nicht in die gewünschte Richtung verlaufen und schon kann alles zu Ende sein. Nichtsdestotrotz hatte ich grossen Spass und die Entäuschung hält sich auch in Grenzen. Da ich zur Dinnerbreak kaum noch Chips hatte, war die Erwartungshaltung bezüglich der Fortsetzung des Turniers auch entsprechend gering.

Es ist mittlerweile ca. halb 10 und ich überlege mir, was der Abend noch so bringen soll. Zuerst gehe ich hoch ins Zimmer, nehme eine Dusche, zieh mich um und dann raus auf den Strip. Weit komme ich allerdings nicht. Beim Linq gehts wieder rein und schnurstracks zum Ultimate X Video Poker. Während ich mich den Freuden des Spiels hingebe und mir dazu Wodka-Ginger in ziemlich hoher Kadenz einverleibe, telefoniere ich mit einem meiner Sponsoren. Es geht um die Frage, ob ich morgen Samstag einen zweiten Versuch beim Monsterstack starten soll. Ein gewöhnliches Rebuy ist bei diesem Turnier nicht möglich, allerdings dürfen Spieler, die am Tag 1A ausgeschieden sind, es am Folgetag nochmals versuchen. Mein Kumpel sagt mir nochmals 10% Anteil zu und ich fange an zu überlegen. :whistle:

Je mehr ich getrunken habe, desto mehr bin ich angetan von der Idee, morgen mein Glück erneut zu versuchen. Zwar habe ich mittlerweile ziemlich einen sitzen, sage mir aber trotzdem, dass diese Entscheidung besser bei klarem Kopf getroffen werden soll. Letztlich schreibe ich meinen Unterstützern, dass ich daran denke, dass Turnier nochmals zu spielen und ob jemamd allenfalls nochmals ein paar Prozente kaufen möchte.

Um halb zwei gehe ich mit folgendem Plan ins Bett: Sollten insgesamt mindestens 30% Anteile zusammenkommen und ich mich am anderen Morgen gut fühlen, dann gib ihm. Wie mein Kumpel am Telefon richtig gesagt hat, bin ich letztlich vor allem wegen der WSOP hier und wie ihr ja wisst: «Am Tisch müends verrecke.»

Tagesbilanz:
- Video Poker -80$
- Pokerturnier: -960$
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Just me and the WSOP - Vegas V13 28 Jun 2022 07:52 #179639

Hallo Bender,

ach Schade, ich hätte Dir gerne noch den zweiten Tag im Turnier gegönnt :(
Aber toll geschrieben, hab irgendwie richtig mit gefiebert bei Deinen Händen :woohoo:
Bin gespannt ob Du nach Deinen zahlreichen Wodka-Ginger am nächsten Tag nochmals einen Anlauf nimmst :woohoo: :silly:
Daumen drück, Daumen drück ;) ;) ;)
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Just me and the WSOP - Vegas V13 05 Jul 2022 17:27 #179669

Wann gehts weiter? Bin ganz ungeduldig ;-)
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Just me and the WSOP - Vegas V13 06 Jul 2022 14:14 #179671

Tag 5 – Samstag, 11.06.2022

Um Sieben Uhr Dreissig bin ich wach und siehe da, die Message scheint klar zu sein: Ich soll dem Monsterstack eine zweite Chance gegen. Mit nicht weniger als 50% werde ich von meinen Freunden unterstützt. Sogar die Frau meines Kumpels, dessen Junggesellenabschied ursprünglich in Vegas hätte stattfinden sollen, steigt mit 5% ein. Letztlich muss ich vom 1500-Buyin nur noch 717.50$ selber aufwerfen. :)

Punkt Acht Uhr mache ich mich also auf den Weg zum Paris, um mich für den heutigen Tag 1B zu registrieren. Glücklichweise gelten Pokerspieler im Allgemeinen nicht gerade als Frühaufsteher, so dass der Betrieb an den Kassen sehr überschaubar ist. Im Anschluss gehts weiter zum Cabo Wabo, einem kleinen mexikanischen Restaurant direkt nebem dem Eingang zu den Miracle Miles Shops. Ich bestelle mir eine Bahama Mama und Egg Benedict. Der freundliche Kellner empfiehlt mir eindringlich die mexikanische Variante mit einer Art Pulled Pork und Chorizo. Ein Tipp den gerne weitergeben kann, denn die Eier sind echt verdammt lecker. :P

Da bis zum Turnierstart immer noch genügend Zeit bleibt, gehe ich nochmals zurück in mein Zimmer, wo ich Beine und Seele baumeln lasse. Noch etwas alle Viere von sich strecken kann angesichts eines langen Tages an den Pokertischen sicherlich nicht schaden.

Zu meiner Überraschung durfte ich feststellen, dass ich heute bereits zum Start des Turniers im Bally’s Platz nehmen darf. Wie schon gestern komme ich bewusst 20 Minuten nach Turnierbeginn zu meinem Tisch und freue mich, dass die Umstände und nicht zuletzt die Grosszügigkeit von zu Hause mir einen zweiten Anlauf ermöglichen.

Zwei Stunden später fühle ich mich allerdings wie einmal durch den Fleischwolf gedreht. Eine der ersten Hände die ich spiele ist ein Defend im Smallblind mit 22 gegen zwei andere Spieler. Ich floppe ein Set und versuche natürlich den Pott entsprechend aufzubauen. Leider macht mein Kontrahent auf Turn und River einen Flush und ich verliere gleich mal 20K meines 50K Startstacks. Immerhin kann ich anschliessend noch ein paar Blinds und Antes einsammeln und gehe mit 35K in die erste Pause. Der Chipsverlust ist das eine, aber das Spielniveau bzw. die Spieler am Tisch das Andere. Ich spiele nun seit 2006 mehr oder weniger regelmässig Poker und war in dieser Zeit schon an vielen Turnieren, kann mich aber nicht erinnern, jemals an einem so toughen Tisch gesessen zu haben. Mindestens vier der acht Spieler sind Profis und ich habe das Gefühl, etwas fehl am Platz zu sein. :dry:

Glücklichweise bekomme ich kurz nach der Pause ein paar Damen, treffe auf dem Turn einen Drilling und kann auch einige Chips gewinnen und meinen Stack wieder auf 47K hochschrauben. Allerdings habe ich nach der Hand das Gefühl, nicht das Optimum herausgeholt zu haben. Während ich auf dem Turn noch Check-Call spiele, entscheide ich mich auf dem River in First Position aktiv zu werden. Mein Kontrahent überlegt nur kurz und foldet dann seine Hand ziemlich schnell. Anhand seiner Reaktion muss er wohl einen starken Draw gehabt haben, mit welchem er auf dem River in last Position wohl ziemlich oft bluffen würde. Leider war mir das in dem Moment, als ich meine Bet platziert habe, nicht bewusst. :dry:

Eine gute halbe Stunde später ereignet sich eine weitere interesssante Hand. Nachdem ein Spieler in mittlerer Position erhöht, bekomme ich ein paar Zehner im Smallblind. Ich überlege ob ich 3-beten soll, belasse es aber bei der passiven Variante in Form eines Calls. Das war wohl nicht die schlechste Entscheidung, da einer der Pros und vermutlich der erfahrenste Spieler am Tisch, nach mir im Bigblind seinerseits ein Reraise auspackt. Sowohl der ursprüngliche Raiser als auch ich callen und so gehen wir zu Dritt zum Flop.

Und dieser kommt mit 9-8-7 äusserst attraktiv für mich. Ich habe sowohl ein Overpair als auch einen open-ended Straigh-Draw. Dieses Mal wähle ich die unkonventionelle Variante und spiele gleich von vorne an. Der Bigblind zahlt sehr schnell, während der dritte im Bunde seine Hand aufgibt. Der Turn bringt eine unbedeutende Karte und ich platziere eine weitere Bet, welche ebenfalls sofort bezahlt wird. Spätestens jetzt weiss ich, dass meine Gegner aktuell vorne liegt. Ich tippe auf QQ, KK, oder AA. Dann kommt der River und zu meinem grossen Glück bringt er einen Jack. Ich komplettiere meine Strasse und weiss nun, dass ich hier immer die beste Hand habe. Da meine restlichen Chips nur noch knapp einer Pot-Size-Bet entsprechen, ist das logische Play ein All-In. Nun beginnt mein Gegner zu überlegen und lässt den ganzen Ablauf Revue passieren. Interessanterweise spricht er ziemlich lauf mit sich selber, so dass ich an seinen Gedanken teilhaben kann. Nach gut zwei Minuten macht er schlussendlich leider denn korrekten Laydown und wirft offen zwei Könige in den Mug. Zwar bekomme ich auch hier nicht die maximale Auszahlung, aber beschweren möchte ich mich auf keinen Fall, war ich doch bis zum River klar hinten. Letzlich habe ich meinen Stack zwischen der 1. und 2. Pause fast verdoppelt und darf mir die nächste Zigarette mit 66.8K gönnen.

In den nächsten zwei Stunden passiert allerdings wenig erwähnenswertes. Ich habe praktisch keine brauchbaren Hände und beteilige mich daher kaum noch am Spiel. Da die Blinds und Antes trotz der super langsamen Struktur doch ihren Tribut zollen, finde ich mich zwischenzeitlich bei 56K wieder. Kurz vor der dritten Pause bekomme ich AJ und erhöhe vom Bigblind aus, nachdem der SB lediglich aufgefüllt hat. Das Board kommt A-x-x, mein Gegner checkt, ich spiele an und er geht sofort mit seinen letzten knapp 10K all-in. Mein Call kommt augenblicklich, er zeigt A9, Turn und River bringen ihm keine Hilfe und so kann ich einen Spieler eliminieren und meinen Stack wieder auf 68.8K erhöhen. B)

Zu Hause ist es mittlerweile kurz nach zwei Uhr Morgens und meine Supporting-Crew verabschiedet sich nach und nach. Ich meinerseits habe nun etwas mehr als die Hälfte meines Tagwerkes erreicht und fühle mich je länger desto besser. Nachdem der Start ziemlich schwierig war, konnte ich den letzten paar Stunden einiges an Selbstvertrauen aufbauen und durfte feststellen, dass auch meine Gegner nur mit Wasser kochen. Ich halte mich weiterhin an meine tight-aggressive Strategie und bin gespannt was die weiteren Stunden noch so bringen werden.

Leider sind die nächsten beiden Levels für mich komplett zum Vergessen. Abgesehen von AQ, welches ich gegen 55 verliere und den German Virgins, die ich auf dem Flop aufgeben muss, bin ich komplett handtot und muss zuschauen, wie mein Stack langsam aber kontinuierlich zusammenschrumpft. Als wir um kurz nach Sieben Ortszeit die Dinnerbreak erreichen, bin ich mit 48K wieder leicht unter dem Startstack. Aber ich bleibe trotz allem positiv. Schliesslich hatte ich gestern um die gleiche Zeit lediglich 16K zur Verfügung. ;)

Wie bereits am Vortag möchte ich auch die heutige 75-minütige Pause in meinem Zimmer verbingen, um etwas Abstand von der Turnierhektik zu bekommen. Ich hole mir beim Food Court im Flamingo Burger und Fries und mache es mir eine gute Dreiviertelstunde auf dem Sofa gemütlich. Im TV läuft zudem noch das NHL Halbfinale zwischen den NY Rangers und den Tampa Bay Lightning.

Zurück am Tisch werden meine Hände in der Folge immerhin ein wenig besser. Noch wichtiger ist allerdings mein Image, welches ich in den vergangen Stunden aufbauen konnte. Meinen Gegnern ist natürlch auch nicht verborgen geblieben, dass ich nur sehr wenige, ausgewählte Hände spiele und wenn es mal zum Showdown kam, auch immer ein starkes Blatt gezeigt habe. Dies versuche ich nun etwas mehr auszunutzen, indem ich auch die eine oder andere marginale Hand für einen Raise verwende.

Die für mich lukrativste Hand in dieser Phase ist aber ein Bigblind Defend mit 86suited. Nachdem einer der besten Spieler am Tisch in mittlerer Position eröffnet, wird er vor mir von zwei anderen gecallt, was in dieser Phase des Turniers bereits etwas ungewöhnlich ist. Ich bekomme mit meiner spekulativen Hand einen solch guten Preis, dass ich mir den Flop ebenfalls anschauen möchte. Der Dealer deckt Q-7-5 auf, was mich zu einem Check veranlasst. Der Preflop Aggressor packt eine Conti-Bet aus, die lediglich von mir bezahlt wird. Der Turn bringt mir mit einer Vier gleich die absoluten Nuts. Wiederum checke ich zu meinem Gegner, der eine weitere Bet platziert. Hier wird es nun etwas tricky. Soll ich nur bezahlen, oder direkt einen Check-Raise auspacken, um den Pott aufzubauen, damit ich auf dem River maximum Value bekomme? Ich entscheide mich für die zweite Variante. Mein Gegner überlegt einige Zeit und wirft dann letztlich seine Hand weg.

Nichtsdestotrotz verlasse ich den Tisch zur letzten Pause mit 87K. Nach diesen 20 Minunten wird lediglich noch ein weiteres Level gespielt: 1000/1000/2500. Somit habe ich aktuell 35 Bigblinds und fühle mich nach wie vor sehr gut. Ich lasse die letzten 10 Stunden nochmals etwas Revue passieren und lege mir die Taktiv für die letzten 60 Minunten zurecht. Was mir in der Retrospektive auffällt ist die Tatsache, dass es bei diesen Profis an meinem Tisch viel schwieriger ist, mit guten Händen die maximale Auszahlung zu bekommen. Ich hatte zwar nicht sehr viele gute Starthände (QQ war mit Abstand die beste), aber ich konnte im Verlauf des Tages die eine oder andere sehr gute Made-Hand komplettieren. Allerdings hatte ich jedes mal das Gefühl, dass ich mehr Chips hätte bekommen müssen, so wie dies bei schwächeren Gegnern fast immer der Fall ist. Nun aber genug des Rückblicks, es wartet noch etwas Arbeit auf mich.

In der letzten Stunde beginnt sich die Dynamik am Tisch etwas zu verändern. Einerseits merkt wohl der eine oder andere etwas die Müdigkeit, andererseits scheint die Risikobereitschaft bei den meisten ein wenig nachgelassen zu haben. Ich allerdings drücke das Gaspedal nun etwas mehr nach unten. So mache ich u.a. mit 55 pre Flop einen Reraise in Position und hole mir mit einer C-Bet auf das King-high Board ein paar wertvolle Chips.

Kurze Zeit später kommt eine Hand, die den weiteren Verlauf meines Turniers entscheidend beeinflussen kann. Nachdem alle zu mir hin folden, erhöhe ich vom Button mit KJ off. Während der SB foldet, wird meine Bet vom BB bezahlt und wir gehen zu zweit zum Flop. Dieser bringt Q-7-4 und nach einem Check von meinem Gegner versuche ich den Pott gleich hier zu gewinnen. Dies gelingt mir allerding nicht, da meine Bet realtiv schnell bezahlt wird. Auf dem Turn verbessert sich meine Hand insofern, als dass die Zehn mir einen Straigh-Draw bringt. Wiederum wird zu mir hin gecheckt, doch dieses Mal checke ich behind. Der River bringt einen Jack und jetzt plötzlich spielt der BB von vorne 30K an. Was nun? Wenn ich calle und falsch liege, schrumpft mein Stack auf unter 15 Blinds. Liege ich allerdings richtig, hätte ich zum ersten Mal an diesem Tag über 100K. Ich lasse mir die Hand wieder und wieder durch den Kopf gehen, bin mir aber bis zum Schluss nicht ganz sicher, was er mit dieser Bet aussagen, bzw. bezwecken möchte.

Einerseits könnte es sich um eine grosse Blockbet handeln, da er verhindern will, dass ich in Position mit einem kleinen Paar oder Ass hoch ihn von einer besseren Hand drücke. Andererseits könnte er auch auf einem geplatzten Draw sitzen und versuchen den Pott zu stehlen, oder er hat wirklich eine Tophand wie z.B. 77, QT oder QJ. Das er nur eine Queen hat, halte ich für unwahrscheinlich. In diesem Fall hätte er den River wohl eher gecheckt und dann eine Bet von mir relativ schnell bezahlt, so wie er dies auf dem Flop getan hat. Letztlich denke ich, dass ich öfter die bessere Hand habe und daher mache ich den Call. Und er zeigt mir... Pocket 9er. Wow, ich lag also richtig und sitze plötzlich vor 115K. B)

Kaum hat sich mein Puls wieder etwas beruhigt, bekomme ich schon wieder KJ. Wiederum erhöhe ich, dieses Mal vom Highjack und wiederum spiele ich lediglich gegen den Bigblind. Da ich hier allerdings schon auf dem Flop Top-Two treffe und mein Gegner auch noch first Position betet, spielt sich diese Hand deutlich einfacher.

Kurze Zeit später stellen wir fest, dass rund um uns herum ein Tisch nach dem anderen aufgelöst wird. Wir hätten zwar gerne auch noch die letzten Minuten des Tages an unserem «Stammtisch» gespielt, doch wird dieser exakt 20min vor Tagesende ebenfalls nicht mehr benötigt. Wir verabschieden uns voneinander und wünschen uns gegenseitig viel Erfolg, nicht nur für die letzten paar Hände heute, sondern auch für den morgigen Tag 2.

Für mich waren die letzten 30 Minunten die besten des ganzen Tages und so nehme ich 132K (52.8 BBs) mit an meinem neuen Tisch. Die Taktiv für mich ist relativ klar. Ausser mit wirklich guten Händen, werde ich versuchen mich aus allem rauszuhalten und dann mit einem soliden, wenn auch nicht riesigen Stack an Tag zwei wiederzukommen.

Regelmässige Pokerspieler unter auch werden wissen, dass bei mehrtätigen Turniern das letzte Blindlevel des Tages das sogenannte Bier-Level ist. Auch das Service Personal im Ballys weiss dies wohl und so gönne ich mir zur Abwechslung auch mal ein Bierchen, kaum habe ich mich an den neuen Tisch gesetzt. :P

Die ersten paar Hände verlaufen ganz nach meiner Taktik. Bis ich in mittlerer Position TT bekomme. Ich muss mich kurz orientieren, wie die Stacksizes nach mir aussehen und erkenne, dass die Spielerin im Bigblind nur noch ca. 30K vor sich stehen hat. Ich erhöhe auf 6K und weiss bereits, dass ich ein allfälliges All-in von ihr bezahlen würde. Und so kommt es dann auch. Sie schiebt ihre Chips in die Mitte und mein Call kommt sofort. Gegen ihr A6 bin ich weit vorne, allerdings nur bis zum Turn der ein Ass bringt und mich einen Viertel meines Stacks kostet. Das wäre jetzt wirklich nicht nötig gewesen. :S

Zwei Hände später, die Uhr zeigt mittlerweile noch 10min, bekomme ich AK. Wiederum erhöhe ich auf 6K und alle folden bis auf den Bigblind. Dieser hat ca. doppelt so viele Chips wie ich und raised damit auf 25K. Nun befinde ich mich in einer Situation, die ich zum Ende des Tages gerne vermieden hätte. Allerdings eröffnet sich mir plötzlich auch eine grosse Chance meinen Stack nochmals saftig aufzubauen, womit mir morgen dann alle Möglichkeiten offen stehen würden. Ich entschliesse mich letztlich meine 100K in die Hände von Fortuna zu legen und gehe all-in. Der Call kommt sofort und mein Gegner zeigt QQ. So geht es nicht selten zu und her beim Poker. Man spielt Stunde für Stunde und am Schluss hängt alles an einem Coinflip. Entweder ich komme morgen mit 200K wieder, was 66 Bigblinds entsprechend würde, oder das Turnier endet für mich genau 5 Hände bevor die Plastikbeutel verteilt werden.

Also los, lass uns diesen Coin gewinnen. Ein Ass oder ein König und alles ist gut. Allerdings hat der Flop ganz andere Ideen: Mein Gegner macht auf Q-J-3 sofort ein Set und Ace oder King können mir nun nicht mehr helfen. Immerhin könnte ich mit einer 10 noch die Strasse komplettieren. Ich höre meine innere Stimme sagen: Ten, Ten, Ten... und siehe da, auf dem Turn kommt tatsächlich die Zehn. Jetzt darf sich einfach das Board nich pairen, dann habe ich morgen einen richtig geilen Stack. Der Dealer legt den River... und... es... ist.. eine... Dame! :pinch:

Tja, wie soll ich diesen Moment beschreiben? 14 Stunden nachdem das Turnier begonnen hat, fünf Hände, bevor Tag 1B erfolgreich abgeschlossen gewesen wäre, schaffe ich es meinen Stack von 132K innerhalb von zwei Händen komplett zu verlieren. Ich packe meine Sachen so schnell wie ich kann und mache mich von dannen. Ich weiss gerade nicht wo mir der Kopf steht, so entäuscht bin ich. Hätte ich doch einfach nur noch Müll-Hände bekommen, dann hätte ich ca. 120K an Tag2 mitnehmen können. Wäre doch diese Dame auf den River nicht gekommen... so ist es oft beim Pokern, es gehen einem immer viele Hätte, Wäre und Wenns durch den Kopf. Fakt ist aber, dass auch mein zweiter Versuch erfolglos blieb. Ich hoffe nur der Ärger und die Entäuschung halten mich nicht zu lange wach. :blush:

Tagesbilanz:
- Pokerturnier: -717.50$
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Just me and the WSOP - Vegas V13 06 Jul 2022 19:03 #179673

Sehr schade ? Du warst auf dem richtigen Weg, das hätte echt was werden können. Trotzdem Kopf hoch, du hast eigentlich alles richtig gemacht. Ich würde gerne deinen Skills vertrauen und mich nächstes Jahr einkaufen.
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Just me and the WSOP - Vegas V13 07 Jul 2022 06:48 #179674

Jackpotter schrieb: Sehr schade ? Du warst auf dem richtigen Weg, das hätte echt was werden können. Trotzdem Kopf hoch, du hast eigentlich alles richtig gemacht. Ich würde gerne deinen Skills vertrauen und mich nächstes Jahr einkaufen.


Vielen Dank Jackpotter.

Ich hoffe natürlich, dass ich auch nächstes Jahr wieder ein paar Events der WSOP spielen kann. Sollte dies der Fall sein, komme ich natürlich sehr gerne auf dein Angebot zurück. ;)

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Just me and the WSOP - Vegas V13 07 Jul 2022 20:10 #179676

Hi Bender,

muss gestehen....da habe ich beim Lesen ein wenig mitgelitten, als die beiden Damen fielen :( ....

Egal, nächstes Jahr wird's besser ! Vielen Dank für den tollen Bericht!!!
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Just me and the WSOP - Vegas V13 08 Jul 2022 12:27 #179678

Ach Du Schande :(
Warum kommt den auf dem River die blöde Dame. So ein Mist, ich wäre sehr gerne mit Dir in den 2 Tag eingestiegen.
Das ärgert mich jetzt tierisch, dass es keine Fortsetzung gibt.

Aber Kompliment Bender, sensationell geschrieben. Hatte das Gefühl das ich mit Dir am Tisch saß. :)

Kopf hoch ...."läbe geht weiter" ;)
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Letzte Änderung: von RUN5.

Just me and the WSOP - Vegas V13 08 Jul 2022 18:42 #179680

Wow was ein Krimi.. soooo schade mit der doofen Dame :( Ich/wir haben auch mitgefiebert, als wenn wir live dabei gewesen wären..
Freu mich aber natürlich dennoch auf die Fortsetzung Deines Berichts.

LG Romy
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.. nach Vegas ist vor Vegas

Just me and the WSOP - Vegas V13 11 Jul 2022 13:59 #179685

Tag 6 – Sonntag, 12.06.2022

Irgendwie scheine ich dieses Jahr den Schlaf-Wach-Rhythmus einfach nicht richtig hinzukriegen, bin ich doch bereits um 6.30 Uhr wieder hellwach. Während ich aufstehe, um unten im Casino eine zu rauchen, frage ich mich, was ich mit dem heutigen Tag anfangen soll. Dieser Gedanke schmerzt ein wenig, da er mich daran erinnert, dass ich nicht Tag2 des Monsterstack Turniers spielen werde. :S

Nach ein paar Zigaretten gehe ich zurück auf mein Zimmer, wo ich zwei, drei Anrufe nach Hause tätige. Als ich frisch geduscht und angezogen bin, ist es bereits Neun und an der Zeit mich dem Frühstück zu widmen. Heute gehe ich ins Chayo an der Linq Promenade direkt gegenüber dem Seiteneingang zum Flamingo. Hier war ich in den letzten Jahren immer mal wieder und war mit dem Essen stets zufrieden. Heute gibt’s Banana-Pancakes und eine Margharita.

Schon seit dem Aufstehen lässt mich ein Gedanke nicht mehr los. Heute um 13 Uhr startet das 800$-NLH-Deepstack Turnier der WSOP. Einerseits hatte ich diesen Event schon im Vorfeld auf meiner Agenda angestrichen, andererseits habe ich auch nicht damit gerechnet, beim Monsterstack zwei Bullets zu verschiessen. Zudem möchte ich bei meinen Leuten zu Hause nicht noch einmal bezüglich einem Investment anfragen. Ich beschliesse vorderhand noch nichts zu beschliessen und mich zuerst ein bischen mit dem lokalen Automatenangebot auseinanderzusetzen. Zu diesem Zweck gehe ich rüber in Harrahs wo Ulimate X Video Poker auf mich wartet. :laugh:

Ich bin jetzt das dritte mal während dieser Woche im Harrahs und muss mich langsam fragen, wieso ich in der Vergangenheit nicht öfters hier war. Zwar ist das Casino nicht besonder schön, doch irgendwie gefällt mir die Atmospähre, die Auswahl an Automaten ist sehr vielfälltig und der Getränkeservice ist deutlich besser als in vielen anderen Casinos am Central Strip. So dauert es auch nicht lange, bis ich meinen ersten Wodka-Ginger intus und beretis 75$ meines ersten Hunis verloren habe.

Mein zweiter Drink hat es aber in sich. Innerhalb von sieben Minuten spiele ich mich von 25$ auf 537$ hoch. Zuerst bekomme ich bei der Version 5-Play Double-Double-Bonus einen Vierling 3er mit einer vier für 120$, kurze Zeit später ein 2er Vierling auf allen 5 Lines für 220$ und nach paar kleineren Gewinnen auch noch zweimal Poker Jacks für 100$. Ich bestelle mir einen weiteren Drink und spiele dann noch runter auf 501$, die ich noch so gerne am Cashout-Automaten in Bargeld umwandle. B)

Nun denn, die Zeichen sind eindeutig. Der Pokergott ist offensichtlich der Meinung, dass meine Arbeit an der WSOP noch nicht getan ist. Anders lässt sich die Tatsache, dass er mir die Hälfte des Buyins schenkt, ja auch nicht interpretieren. Nach einem Zwischenstopp in meinem Zimmer geht es um 12.15 Uhr auf zum Paris, um mir das Ticket für das nachmittägliche Turnier zu holen.

Da ich mich heute einige Stunden später zum Cashier begebe, als dies für die ersten drei Turniere der Fall war, ist die Schlange auch deutlich länger. Hätte ich nicht das Privileg in der VIP Line anstehen zu können, müsste ich mit ca. 2 bis 2.5 Stunden Wartezeit rechnen. Aber so bekomme ich mein Turnierticket in knapp 25 Minunten und habe nun sogar noch etwas Zeit bis es los geht.

Da mir Luigi, mit dem ich den letzten Jahren vier Mal in Vegas war, bereits gestern geschrieben hat, dass er, sollte ich nochmals ein Turnier spielen, gerne 20% davon finanzieren würde, kostet mich der heutige Spass noch 720$. Davon sind wie erwähnt bereits 400$ durch Videopoker eingenommen worden. Im Gegensatz zum Monsterstack betragen die Blindlevels bei diesem Turnier lediglich 30 Minuten. Gestartet wird mit 40'000 Chips und 100/100/100 (SB / BB / Ante).

Kurz nach eins schlendere ich in Richtung meines Tisches, muss aber feststellen, dass dort erst drei ältere Herren sitzen und auf weitere Spieler warten. Da ich absolut keine Lust habe, four-handed zu spielen, setze mich ein paar Meter weiter an einen leeren Tisch und warte bis sich der unsrige füllt. Es dauert knapp eine Viertelstunde bis sechs Spieler Platz genommen haben ich mich als Siebter im Bunde ebenfalls dazu geselle.

Ich merke schnell, dass ich heute in einem ganz anderen Mood bin, als während den letzten beiden Tagen. Ich lasse meine Gegner wissen, dass ich es nicht allzu ernst nehme und sie sich daher über die eine oder andere fragwürdige Entscheidung meinerseits nicht wundern sollten. Bis zur ersten Pause (nach 4 Levels) schlägt sich diese, nennen wir es mal Taktik, allerdings noch nicht im Chipcount nieder, da ich mit 42K praktisch noch am Anfang stehe.

Die zweiten Zwei Stunden sind dann schon deutlich interessanter. Mein looses Spiel, dass auch gar nicht so recht zu mir passt, scheint seinen Tribut zu fordern, verliere ich doch fast zwei Drittel meines Stacks und finde mich plötzlich mit 16K wieder. Allerdings könnte mein Turnier zu diesem Zeitpunkt auch bereits zu Ende sein. Als vor mir geraised wird und zwei Spieler mitgehen, bekomme ich im BB ein paar Zweier, mit denen ich mir den Flop ebenfalls ansehen möchte. Und dieser kommt mit 10-8-2 Rainbow sehr verlockend. Nachdem ich checke, wird die C-Bet vom ursprünglichen Raiser von mir und einem weiteren Spieler bezahlt und zu Dritt geht es zum Turn. Dieser bringt eine nicht ungefährliche Neun. Ich mache in Frist Position eine kleine Bet, einerseits für Protection, andererseits aber auch um mehr Infos über die Hände meiner Gegner zu bekommen. Und ja, diese Infos lassen keinen Interpretationsspielraum mehr offen. Mein Raise wird sofort mit einem Reraise gekontert und der dritte Spieler geht sogar nocheinmal drüber. So fällt es mir nicht schwer, mein Zweier-Set loszulassen und zuzuschauen wie beide Spieler noch auf dem Turn all-in gehen. Letzlich war es viel Lärm um nichts, da beide mit QJ die Nut-Straight komplettiert haben und sich den Pott teilen. Glücklicherweise paired sich das Board auf dem River nicht, so dass ein schlechter Call von mir nicht belohnt worden wäre. ;)

Kurze Zeit später gehe zweimal mit semi-starken Händen all-in ohne einen Call zu bekommen. Diesen kekomme ich dann als ich in später Position meine Chips mit 66 in die Mitte bringe und gegen AT antrete. Zu meinem Entzücken halten meine Sechsen und so gehe mit immerhin wieder 51K in die zweite Pause.

Auch in der Folge bleibt das Spiel actionreich und ein Spieler nach dem anderen verabschiedet sich und wird durch einen neuen ersetzt. Ich verliere wieder einen Teil meines Stacks und weiss immer noch nicht so recht, was ich eigentlich mit diesem Turnier anfangen soll. Zwar haben wir interessante Leute in der Runde, was zu kurzweiligen Gesprächen führt, das Spielniveau ist aber eher mau und die Struktur ist doch schneller als sie auf dem Papier ausgesehen hat. Da ich heute weder mein A-Game, noch viel Geduld einpepackt habe, fällt mir nichts besseres ein, als mit ca. 15BBs mit QJ all-in zu gehen. Dieses wird von einem anderen Spieler umgehend mit einem Reshove beantwortet und meine zwei Broadway Cards sehen gegen seine Poket Jacks ziemlich alt aus. Aber anscheinand habe ich heute das Glück, welches mir in den letzten zwei Tage gefehlt hat, auf meiner Seite. Denn ausgerechnet eine Dame auf dem River rettet mich vor dem Ausscheiden, irgendwie Ironie des Schicksals könnte man sagen. :whistle:

Und so verlasse ich den Tisch zur dritten Pause, welche gleichzeit die Dinner-Break ist, mit 86K. Nach dem Essen geht es mit den Blinds 1500/3000/3000 weiter. Ich spiele also knapp 30 BBs, was mir für den weiteren Verlauf alle Optionen offen lässt. Ich gehe raus aus dem Paris und in Richtung Süden, wo mich in den Miracle Miles Shopes mein Lieblingsfastfoodladen erwartet. Als ich micht mit Fried Rice, Beijing Beef, Honey Walnut Shrips und einer Pepsi hinsetze, fallen mir zwei Dinge auf: Erstens die Bedienung hat meinen Glückskeks vergessen und zweitens habe ich trotz meinem ziemlich unsteten Spiel immer noch einen anständigen Stack. Wie wäre es, wenn ich anfangen würde wirklich gut zu spielen? Vielleicht würde dann ja etwas drinliegen...

Also gehe ich mit diesem Mindset zurück ans Turnier. Und siehe da, die Idee scheint gar nicht so schlecht zu sein. Innerhalb der nächsten drei Levels kann ich meinen Stack auf 156K ausbauen und bin plötzlich Chipleader am Tisch. Allerdings nicht für lange, dann bald darauf wird unser Tisch aufgelöst und ich werde innerhalb des Paris Champagne Rooms umplatziert.

Der neue Tisch hat seine ganz eigene Dynamik. Drei Spieler, allesamt Pros, scheinen sich zu kennen und unterhalten sich über die Series im Allgemeinen und die Turniere mit den grossen Teilnehmerfeldern und vielen Amateuren im Speziellen. In diesem Zusammenhang fällt der Begriff «Shit-Show» mehr als nur einmal. Vielleicht sind sich diese Profis dessen nicht bewusst, aber auch ein Hobby-Spieler wie ich kann anhand solcher Gespräche und Einschätzungen wertvolle Informationen extrahieren. Es hilft mir zu wissen, wie ein erfahrener Pro den Spielertyp einschätzt, zu dem auch ich gezählt werden muss. Daher lehne ich mich zurück und verfolge Spiel und Unterhaltungen so aufmerksam wie möglich.

Leider habe ich in dieser Phase praktisch keine spielbaren Hände mehr und auch Moves lassen sich auf Grund der Action am Tisch nur schwer in die Tat umsetzen. Da ich aber mittlerweile zu meiner Geduld zurück gefunden haben, lasse ich mich davon nicht beiiren. Kostspielig in Form von Blinds und Antes ist es aber trotzdem und so schrumpft mein Stack in der nächsten Stunde auf 103K zusammen. Dies entspricht zum aktuellen Zeitpunkt ziemlich genau halbem Average.

Die Blinds steigen unerbittlich und auch die Frequenz mit der die Seat-Opens angekündigt werden, nimmt deutlich zu. Um Halb 12 Ortszeit sind von den ursprünglich 4'062 Spielern noch 765 dabei. Davon werden 610 mit einem Min-Cash von 1’280$ die Geldränge erreichen. Wir nähern uns also der heissen Phase.

Glücklicherweise bekomme ich gerade rechtzeitig eine mehr als passable Hand. Nach einem Openraise in mittlerer Position kann ich mit AJ meinen Stack in die Mitte bringen. Nach kurzem Überlegen kommt der Call mit KQ und dank eines total trockenen Boards, kann ich meinen Stack auf 196K verdoppeln. Weiter geht’s mit Level 18 und 5K/10K/10K und 711 verbliebenen Spielern.

Mir gelingt es in der Folge ein, zwei Mal Blinds und Antes abzustauben und so komme ich auf meinen bisherigen Peak von 218K. Innerhalb des letzten Levels sind weitere 81 Spieler ausgeschieden und die bezahlten Plätze rücken immer näher. Mittlerweile wird auch dieser Tisch aufgelöst, so dass die Entscheidung, ob dieses Turnier für mich zu einem finanziellen Erfolg wird, anderswo fallen muss.

Die Stimmung am neuen Tisch würde ich als Mischung zwischen gut gelaunt und angespannt bezeichnen. Grundsätzlich merkt man den Spielern an, dass sie sich freuen noch dabei zu sein. Andererseits ist bei den Smallstacks die übliche Nervosität bezüglich der Frage zu spüren, ob sie es mit den wenigen verbliebenen Chips wohl noch ins Geld schaffen werden. Ich bewege mich mit meinem Stack am unteren Drittel der Nahrungskette. Allerdings hat es noch zwei Kontrahenten am Tisch, die deutlich weniger Munition haben. Einer der beiden ist ein älterer Herr, der seine Tablemates fragt, ob es in Ordnung sei, wenn er sich bei seinen Händen etwas mehr Zeit lässt. Niemand am Tisch hat etwas dagegen und da ich selber sehr short bin, kommt mir dieses Vorgehen natürlich ebenfalls entgegen.

Gerne würde ich hier berichten, wie ich meinen Stack wieder ordentlich aufgebaut habe, doch würde dies nicht der Wahrheit entsprechen. Für mich heisst es lediglich warten und eine unbrauchebare Hand nach der andern zu folden und dabei pro Blindrunde 30K an Chips zu zahlen. Immerhin geht es mit den Seat-Opens weiterhin relativ schnell und um kurz vor halb Eins sind noch 616 Spieler aktiv.

Ein paar Minuten und vier Spieler später wechseln wir in den Hand-by-Hand Modus. Dieser sei den nicht Pokerspielern unter euch kurz erklärt: Bei Multitable Turnier ist es üblich, dass ein paar wenige Seat-Opens vor den Geldrängen die Dealer angewiesen werden, lediglich eine Hand auszugeben und wenn diese fertig gespielt ist, aufzustehen. Es wird dann gewartet, bis alle Tische diese eine Hand gespielt haben, bevor sich die Dealer wieder setzen um die nächste zu geben. Dies soll zur Chancengleichheit unter allen verbliebenen Spielern beitragen.

Unsere erste Hand verläuft schnell und unspektakulär und auch die zweite Hand, die ca. 6 Minunten später ausgeteilt wird, bringt keine neuen Erkenntnisse. Und so kommt es, dass um genau 00.36 die ersehnte Ansage über den Lautsprecher ertönt: «Deepstack players, congratulation, you all made the money.» :)

Was jetzt kommt ist allen bekannt, die regelmässig solche Turniere spielen. Das grosse Gemetzel geht los. Die Shorties, welche sich zurückgenommen haben, um vor dem Bubble nichts mehr zu risikieren, versuchen nun ihre kleinen Stacks zu verdoppeln und so kommen die All-Ins und Seat-Opens im Minutentakt. Dreiviertelstunden später sind bereits über 100 weitere Spieler ausgeschieden. Ich für meinen Teil konnte in dieser hektischen Phase leider gar nichts bewirken und muss mit noch lediglich 115K auskommen.

Bevor es mich aber entgültig wegblindet, erlebe ich noch den dritten Table-Break des Tages. Mit einem lächerlich kleinen Häufchen mache ich mich also nochmals auf den Weg an einen neuen Tisch. Dort passiert zu Anfang auch nicht mehr als zuvor und so gehen weitere wertvolle Chip verloren, bis mir gerade noch 80K übrigbleiben. Doch dann kommt eine Hand, die ich so so schnell nicht vergessen werde.

Die Blind sind mittlerweile bei 10K/15K/15K ( Level 20). Ich habe also gerade noch 5.3 BBs vor mir stehen. Nach einem Openraise von einem der Bigstacks freue ich mich ein paar Zehner zu sehen und die beiden berühmten Worte sagen zu können. Mein All-In wird von einem weiteren Spieler mit vielen Chips, sowie dem ursprünglichen Raiser bezahlt. Im Flop kommt mit einem König eine Overcard auf mein Pair und beide noch aktiven Spieler checken. Könnte also gut sein, dass ich hier noch vorne bin.

Aber der Turn bringt ein Ass und ich muss befürchten, dass zumindest einer der beiden ein solches in seiner Hand hält. Dieses ungute Gefühl wird durch die Tatsache verstärkt, dass die beiden nun Check-Bet-Call spielen. Der River wiederum bringt eine unbedeutende Karte und wieder checkt der erste der beiden. Der Zweite überlegt eine ganze Weile und setzt dann zu einer sehr grossen Bet an. Nun braucht sein Gegner einige Momente um die Situation nochmals zu analysieren. Letztlich gibt er sich geschlagen und zeigt uns offen A6, in der Annahme sein Kontrahent würde ein besseres Ass halten. Dieser jedoch zeigt lediglich ein paar Vieren. Einerseits war er in der Lage mit seinem aggressiven Play seinen Gegner dazu zu bringen, die beste Hand zu folden und den Side-Pott zu gewinnen, andererseits hat er mir damit aber mal so von den A...h gerettet. Mein Zehnerpaar gewinnt den Mainpott gegen die Vierer, hätte aber natürlich gegen das Ass des Dritten Spielers vorloren. Anstelle dass das Turnier für mich zu Ende ist, verdreifache ich meinen Stack und darf nun 255K mein Eigen nennen. :P

Ab diesem Moment habe ich irgendwie das Gefühl ein Freeroll zu spielen. Alles was jetzt noch kommt ist Zugabe. Diese Unbeschwertheit trägt dazu bei, dass ich ein paar kleine Potts gewinnen und meinen Stack um weitere 60K vergrössern kann. Kurz vor der letzten Pause des Tages geht der Spieler zu meiner Rechten mit etwas über 200K all-in. Ich schaue meine Hand an, sehe AK und schiebe selbstredend auch meine Chips in die Mitte. Nachdem alle anderen Spieler ihre Hände weggeworfen haben, zeigt mir mein Kontrahent A2. Unglaublicherweise kommt tatsächlich keine zwei und auch keine 3,4, 5 Kombination auf dem Board und ich gewinne meinen bisher grössten Pott in diesem Turnier und habe plötzlich 570K zur Verfügung.

Nun kommt die Pause für mich gerade zur rechten Zeit. Nachdem das letzte Level sehr aufregend war, freue ich mich kurz an der frischen Luft durchzuschnaufen, wenn auch auf die ungesunde Art. Bevor es ans Eintüten geht, stehen heute noch zwei Levels (10K/20K/20K und 10K/25K/25K) auf dem Programm. Schön wäre es, in dieser verbleibenden Stunde noch ein paar kleine Potts, Blinds und Antes abgreifen zu können und vor allem nicht wieder kurz vor Schluss die Fliege machen zu müssen.

Schöne Vorstellungen und Ideen sind das eine, die Realität aber etwas anderes. Und so muss ich mich damit abfinden, dass ich die letzten beiden Levels unter dem Motto «ausser Spesen nichts gewesen» zu verbuchen habe. Keine spielbare Hand traut sich mehr in meine Nähe und die Blinds und Antes fressen ein grosses Loch in meinen Stack. Als die letzten vier Hände des Tages angekündigt und die Blinduhr gestoppt wird, muss ich festellen, dass es mich gerade nochmals für beide Blinds trifft, was mich nicht weniger als 60K kostet. Alles in allem habe ich seit der Pause 220K verloren, ohne wirklich eine Hand gespielt zu haben. :dry:

Aber ich bin überhaupt nicht in der Stimmung mich über irgendetwas beklagen zu wollen. Schliesslich hatte ich heute im Verlauf des Tages mehr als nur einmal Glück, im Turnier verblieben zu sein. Zudem kommt, dass mir über 2000$ Preisgeld bereits sicher sind und ich morgen als einer von nur 240 Spielern um fast 360’000$ Fristprize Money zocken darf. Als mein Plastikbeutel mit den Chips verschlossen ist und ich den Saal verlasse ist es bereits 3 Uhr in der Früh.

Während ich vom Paris den Strip entlang in Richtung Flamingo schlendere muss ich leise vor mich hin lächeln. Es ist schon verrückt, wie unterschiedlich die Gefühlswelt innerhalb eines Tagees sein kann. Vor gut 27 Stunden war ich bodenlos entäuscht und jetzt könnte ich mich kaum besser fühlen. Lediglich die Tatsache, dass ich keine Zigaretten mehr bei mir habe nervt ein wenig. So gehe ich halt nach Betreten meines Zimmer, wo noch genügend Nachschub auf mich wartet, nochmals kurz ins Casino um meinen Nikotinhaushalt zu regeln und noch ein, zwei kurze Telefonate zu führen. Um kurz nach Vier falle ich schliesslich totmüde ins Bett. :pinch:

Tagesbilanz:
- Videopoker: +401$
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Just me and the WSOP - Vegas V13 11 Jul 2022 20:18 #179687

Uiuiui, Bender....das nenn ich mal einen fiesen Cliffhanger :) :)

Herzlichen Glückwunsch, ich hoffe, wir dürfen noch mehr Happy End- Stories lesen!!!
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Just me and the WSOP - Vegas V13 12 Jul 2022 08:47 #179691

Ach wie Geil - Es ruft Tag 2 und Du bist bereits im Geld :woohoo:
Es sei Dir gegönnt nach den beiden ersten Turnieren.
Ich bin gespannt wie ein "Flitzebogen" wie es weiter geht :woohoo:
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Just me and the WSOP - Vegas V13 13 Jul 2022 19:33 #179705

Pech und Glück liegen nah aneinander. Wenn man so gegen A6 gewinnt geht es meist ganz nach vorne. Dann liegt etwas in der Luft. Bin echt gespannt. Verdient hättest du es definitiv nach all den unglaublich unglücklichen Verläufen. Good luck.
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Just me and the WSOP - Vegas V13 15 Jul 2022 15:54 #179714

Lieber Bender,

dein Bericht liest sich wie ein Krimi! Ich bin gespannt wie es weiter geht!

PS: Wann geht es weiter? :)

Lieben Gruß aus Süddeutschland!
Daniel
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Just me and the WSOP - Vegas V13 15 Jul 2022 16:40 #179715

Hier im LV Zockerforum gebe ich mal den ersten Tipp ab.
Final table 4. Platz. Nein, ich kenne Bender nicht persönlich, auch wenn’s sicher ne tolle Sache wär.
Was meint ihr?
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Just me and the WSOP - Vegas V13 15 Jul 2022 17:31 #179717

Call!
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Just me and the WSOP - Vegas V13 16 Jul 2022 06:07 #179719

Danke für den Bericht, sehr spannend geschrieben. So spannend, dass ich natürlich nicht warten konnte und die Resultate online nachgeschaut habe ;-)

Gruss us Bärn
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Just me and the WSOP - Vegas V13 16 Jul 2022 19:27 #179726

@ Numero 9 . Spielverderber. YB verrät Hitzfelds Anfänge.
Jetzt weiß ichs auch. Cheers.
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Just me and the WSOP - Vegas V13 18 Jul 2022 11:35 #179738

Jackpotter schrieb: @ Numero 9 . Spielverderber. YB verrät Hitzfelds Anfänge.
Jetzt weiß ichs auch. Cheers.


Da hast du aber eine schöne Anspielung auf meinen Wohnort gemacht, gefällt mir B)

Ich hoffe in den nächsten Tagen mit meinem Reisebericht weiterzukommen... hinke meinen eigenen Erwartungen leider etwas hinterher... :S
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